Eine Glasfaser-Chronologie

Der Weg zum Glasfaserinternetanschluss. Lange, beschwert, nicht ganz unfallfrei, manchmal eigentümlich.

Wisst ihr, ich arbeite ja so als Ingenieur in einem Bereich, in dem man Projekte managt. Mal größere, mal kleinere Projekte, aber sie sind immer Besonders. Und heute erzähle ich nicht von meiner Arbeit, sondern von meinen letzten Wochen zuhause mit dem drohenden Glasfaseranschluss. Tschüß DSL, willkommen FTTH. Vorweg: jetzt läuft alles. Eine Chronologie. Und eben so manches Besondere.

Herbst 2020. Hey, Anwohner, wir bauen jetzt! Im Januar läuft alles.

Juni 2021. Hey, Anwohner, wir bauen jetzt! Bis Herbst läuft alles.

Januar 2022. Hey, Anwohner, wir bauen jetzt, bis frühes Quartal 2 läuft alles!

Ihr merkt auch was da (nicht) läuft, oder?

April 2022. Hey, Anwohner, die Baufirma heißt so und so und macht jetzt Termine aus, um die Leerrohre ins Haus zu bringen.

24. Juni 2022 – Hallo, da sind wir, haben Leerrohr, können wir schnell? Äh, wie, jetzt, baggern? Nein nein, geht einfach in den Mehrspartenanschluss rein. Ah, gut, 10 Minuten später, Leerrohr drin.

Juli 2022 – Hey, Anwohner, bis September sind wir startklar!

24. August 2022 – Der Wassermelder im Keller randaliert. Hä? Aus dem Glasfaserleerrohr plätschert es tapfer. Hat wohl einer was verwechselt beim Anschließen? Baufirma innerhalb weniger Minuten da. Alles nochmal auf, Abdichtung prüfen, zusätzlich abdichten, Schaden behoben, Ursache weiß keiner so recht, kaputt im Haus war nichts. Danke, Wassermelder.

September 2022 – Hey, Anwohner, ist bald soweit! Ah, bald.

Oktober 2022 – Sehr geehrter korken, am 21.11. schalten wir Sie an.

10. Oktober 2022 – Sagt mal, wann kommt eigentlich die Faser? Ja ist doch bei Ihnen alles fertig. Moment, nein, kann nicht sein, ich wohne hier, sollte kein Maulwurf heimlich die Faser ins Leerrohr gelegt haben, ist keine da. Ja ok, wir klären. Melde mich morgen.

11. Oktober 2022 – heute ist übrigens morgen, wie siehts aus? Ja, äh, gerne, morgen

12. Oktober 2022 – Ja, also, äh, wir machen jetzt einen Termin mit der Faserfirma. Sie werden angerufen.

24. November 2022 (wem es auffällt: alles passiert am 24., bis jetzt!) – Dieses Morgen ist lange her. Und die Terminvereinbarungsversprechung auch. Und der Herr korken trifft auf der Straße die Firma, die die Fasern legt. Ja, machen wir gleich. Zack, Faser drin. Netzabschluss machen wir morgen. Ok.

25. November 2022 – NT wird gesetzt. Wow. Anruf beim Anbieter. Ach, sie haben jetzt eine Faser? Das ist ja toll! Neuer Termin Anschluss: 01. Januar 2022. Herr korken fragt, wer da arbeitet und das anschließen will. Ja, das richtig, also, äh, wir klären das. Kurzfristig.

01. Dezember 2022 – sagt mal, geht das früher mit dem Anschluss jetzt? Also vor dem 01. Januar 2022! – Sie haben doch noch gar keine Faser und keinen NT. Jetzt ernsthaft, Freunde, ich versichere eidesstattlich, dass im Keller alles von Maulwürfen aufgebaut wurde. Die heimlich da waren. Man kläre es.

07. Dezember 2022 – Eine SMS (!). Glückwunsch, wir schalten Sie am 09. Dezember an, diese Glasfaser, und wichtige Post ist unterwegs.

09. Dezember 2022 – DSL ist tot. Glasfaser leuchtet schön. Schließt man mal um, stellt die Router auf Glasfaseranschluss über WAN. Nichts geht. Anruf beim Anbieter. Was steht in der Post, die natürlich noch nicht da ist? Ihre Zugangsdaten! Ja hurra. Neue Daten kommen per SMS (wow, das ist ja gar nicht mal so unfortschrittlich). Zack, läuft alles. Respekt.

13. Dezember 2022 – Und irgendwo (wie es sich erst später im Laufe des Tages herausstellte) baggerte ein Bagger die Hauptleitung weg. Ergo: es ging nix mehr über diese Glasfaser. Anruf bei der Störungshotline. „Bitte geben Sie mir mal ihre aktuelle Vertragskontonummer“ – Habe ich nicht. – „Schauen Sie doch im Internet“ – Ich melde gerade eine Störung. (Jaja, via Handy möglich, damit telefonierte ich ja aber gerade). – „Ok, wir finden das so.“.

Kein Scherz jetzt, ich nannte auf Rückfrage des Callcenters: Name, Vorname, Straße, Hausnummer, PLZ, Ort, hinterlegte Festnetznummer, Handynummer, Mailadresse, Geburtsdatum. Sagte, um welchen Vertragsinhalt es sich handelt. „Sie sind damit bei mir aber trotzdem nicht legitimiert, so ohne Vertragskontonummer. Ich nehme die Störung trotzdem auf.“ DANKE, eine STÖRUNG! Ich wollte nicht kündigen, Bankverbindungen ändern oder was auch immer, ich wollte eine STÖRUNG melden!

Naja, letzten Endes, für den Bagger konnte er nix. Muss man dem Callcenterheini zugute halten. 2 Stunden später lief wieder alles. Erstaunlich, wenn man überlegt das da einer die Zuleitung zum Hauptverteilerknoten zerlegt hat.

Und pünktlich mit der Wiederherstellung kam auch die Post. Mit den ursprünglichen Zugangsdaten. Und der Vertragskontonummer. 2 Stunden früher wäre gut gewesen. Projekt abgeschlossen, hoffentlich. Herzlichen Dank.

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